Sexualität als Kraftquelle
Über Selbstliebe und Selbstbefriedigung.
Und über neue Wege zu einer erfüllten Sexualität – auch ohne Partner.
Im Rahmen eines Vortrags im Verein Kraft für Leben sprach ich über das Thema „Sexualität als Kraftquelle“. Inhalt meines Inspirationsvortrags waren Anregungen und neue Wege, um Sex(ualität) erfüllend und nährend zu erleben. Dies ist sowohl mit als auch ohne Partner möglich.
Wir sind sexuelle Wesen von Anfang an.
In der Regel verstehen wir Sex als etwas, was zwei Personen miteinander machen. Das Erleben von Sexualität geht jedoch weit über den penetrativen Verkehr hinaus und braucht nicht zwingend eine Partnerperson. In der modernen Sexualpädagogik gilt, dass der Mensch von Anfang an ein sexuelles Wesen ist. Das bedeutet, auch kleine und größere Kinder können Sexualität erleben – freilich anders, als dies Erwachsene tun. Es geht hier eher um ein spielerisches Erkunden des eigenen Körpers. Viele Kinder machen dabei irgendwann die Entdeckung, dass durch gezielte Stimulation bestimmter Körperteile angenehme Empfindungen ausgelöst werden können – und nutzen dies (im schönsten Sinne des Wortes schamlos) aus.
Diese spielerische, unschuldige Art, den angeborenen Erregungs- und Orgasmusreflex auszulösen, ist eine wunderbare Basis für ein erfülltes Sexualleben. Denn ein Kind hat noch nicht gelernt, den eigenen Körper kritisch zu betrachten und seine Empfindungen herunterzuspielen, wenn sie nicht mit den rationalen Zielen übereinstimmen. Als Erwachsene brauchen viele von uns hierfür einen Akt bewusster Selbstakzeptanz und Selbstliebe. Wir müssen lernen, wie unsere Körper ganzheitliche Lust empfinden – und oft müssen wir erst einmal lernen, uns dies zu gestatten.
Selbstbefriedigung und Pornografie
Hingegen kann Selbstbefriedigung auch als freudloses Rubbeln der Genitalien bis zum Orgasmusreflex praktiziert werden, ohne jede Spur von Selbstliebe und ‑akzeptanz. So kann Selbstbefriedigung (auch bekannt als Masturbation oder Onanie) dann problematisch werden, wenn sie sich rein auf der genitalen Ebene abspielt und evtl. einen zwanghaften, drangbesetzten Charakter erhält. Dies ist häufig mit ausgedehntem Porno-Konsum verknüpft. Zum Problem für die Paarsexualität wird diese Art der Selbstbefriedigung dann, wenn durch die tausendfach wiederholten Masturbationstechniken Muster eingeübt und verhärtet werden, die mit einer Partnerperson kaum nachstellbar sind: Die Hand kann stärkeren Druck ausüben als eine Vagina, und Lack-Leder-Latex mögen reizvoll sein, sind aber nur begrenzt alltagstauglich.
Wichtig ist dabei aber die Feststellung, dass unsere Sexualität grundsätzlich wandelbar ist; bei den wenigsten Menschen bleibt sie im Verlauf des ganzen Lebens gleich. Das bedeutet, dass zu jedem Zeitpunkt Lernprozesse angeregt werden können, um eingefahrene Muster aufzuweichen und die Möglichkeiten der Erregung zu erweitern.
Selbstliebe in der Sexualberatung
Selbstliebe bedeutet, den eigenen Körper wertzuschätzen und zu akzeptieren und dankbar sein zu können für die wunderschönen Gefühle, die er bereiten kann. Wer auf diese Art mit dem eigenen Körper in Verbindung steht, kann Sexualität in einer ganzheitlichen Weise erleben und genießen, die weit über die bloße genitale Erregung und das Ziel des Orgasmus hinausgeht.
Da das Lernen oft leichter fällt, wenn man dabei nicht auf eine Partnerperson Rücksicht nehmen muss, werden Techniken der Selbstliebe und Selbstbefriedigung auch in der Sexualtherapie und ‑beratung gern genutzt. Klient:innen erhalten verschiedene Übungen zur Selbstliebe und Selbsterkundung. Dadurch lernen sie, ihren Körper auf neue Arten zu spüren und andere Wege des Lustgewinns auszuprobieren, und sie können gezielt an ihrer Erregungs- und Orgasmusfähigkeit arbeiten.
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