Neue Lust leben

Beziehungsformen

Monogamie ist nicht die einzige Option.
Warum fremdgehen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten der einvernehmlichen Nicht-Monogamie!

Im Folgenden beschreibe ich verschiedene Formen von einvernehmlicher Nicht-Monogamie (ENM), bei denen v.a. die sexuelle Exklusivität aufgehoben wird. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient v.a. als erster Überblick über das Thema!

1. Monogame Beziehung

Monogame Paarbeziehungen ruhen (meist übrigens ohne explizite Vereinbarung) auf drei Säulen:

  • Sexuelle Monogamie („Ich habe mit niemand Sex/sexuelle Aktivitäten außer mit dir“)
  • Romantische Monogamie („Ich liebe niemanden außer dir“)
  • Commitment („Wir gehören zusammen“; äußerlich z.B. in Form von Zusammenleben, Ehe, Kindern, gemeinsamem Eigentum …)

Mit dem Vorbild der Ehe ist jeweils ein „bis ans Ende unserer Tage“ hinzuzufügen – also sozusagen „lebenslänglich“.

2. Swingen/Partnertausch/der „Lifestyle“

Sexualität wird auch mit anderen Personen gelebt, aber immer im Beisein der festen Partnerperson. Das kann z.B. im Rahmen von Clubbesuchen geschehen oder bei privaten Einladungen. Meist finden es beide Partner nicht OK, wenn der/die andere mit diesen Bekanntschaften auch allein unterwegs ist: Romantische Monogamie und Commitment werden nie in Zweifel gezogen.

3. Einseitig offene Beziehung

Einer der beiden Partner unterhält auch außerhäusig sexuelle Beziehungen, während die andere Person sexuell exklusiv oder überhaupt nicht an Sex interessiert ist. Diese weiß manchmal im Detail davon, manchmal zieht sie es vor, nicht informiert zu werden (Prinzip „Don’t ask, don’t tell“).

Im Unterschied zum „Fremdgehen“ gab es aber an irgendeinem Punkt einen expliziten Konsens, die sexuelle Exklusivität nicht (mehr) so eng zu sehen. Bedingung ist meist, dass romantische Monogamie und Commitment nicht davon berührt werden.

4. Offene Beziehung

Beide Partner gestehen sich gegenseitig zu, auch sexuelle Abenteuer mit anderen Personen zu erleben, meist im Rahmen von One-Night-Stands oder kurzen Affären. Die Grenze ist hier meist das „Verlieben“: Romantische Monogamie und Commitment sollen auch hier nicht berührt werden.

5. Spielbeziehung

Vor allem im Rahmen von kinky Sex (BDSM, Fetische …) sind Spielbeziehungen keine Seltenheit. Hier geht es um eine spezielle sexuelle Neigung/Vorliebe, die mit der festen Partnerperson nicht ausgelebt werden kann. Daher wird im beidseitigen Einverständnis eine dritte Person gesucht, mit der dieses Ausleben möglich ist.

Auch Singles können miteinander eine Spielbeziehung führen, bei der kein oder wenig Commitment und romantische Gefühle eingebracht werden. So sind – zumindest in der Theorie – beide weiterhin frei, eine Partnerperson „fürs Leben“ zu finden. Dasselbe gilt natürlich für unverbindliche Arrangements, bei denen der Sex im Mittelpunkt steht („Affäre“, „Freundschaft +“, „Situationship“, „Verhältnis“ …), wenn sexuelle und/oder romantische Exklusivität nicht doch zumindest von einer Seite erwartet wird.

Spielbeziehungen, die als Ergänzung einer Hauptbeziehung eingegangen werden, unterliegen meist bestimmten Regeln. So sind typischerweise die Gefühle unter Kontrolle zu halten („Kein Verlieben!“), und die Spielpartnerschaft sollte in klar abgegrenzten Settings gelebt werden, welche die Hauptpartnerschaft nicht beeinträchtigt. Also auch hier: Romantische Monogamie und Commitment bleiben unberührt.

6. Hierarchische Polyamorie

Spätestens, wenn sich einer der Partner in eine dritte Person verliebt, muss eine Entscheidung her: Ein klarer Cut (denn die romantische Monogamie darf nicht angetastet werden) oder eine bewusste Öffnung hin zur „Viel-Liebe“? Nichts anderes bedeutet Polyamorie: Man empfindet romantische Liebe (oder Verliebtheit) für mehrere Personen gleichzeitig. Als Vergleich: Wenn man mehrere Kinder hat, liebt man sie ja ebenfalls gleichzeitig.

Wenn bereits ein gewisses Commitment (z.B. Zusammenleben, gemeinsame Kinder …) besteht, ist eine Hierarchie meist unumgänglich: Der Hauptpartner oder die Hauptpartnerin hat grundsätzlich Vorrang vor weiteren Beziehungspersonen, auf seine/ihre Bedürfnisse wird am meisten Rücksicht genommen, und ihm/ihr wird die meiste Zeit gewidmet. So fällt zwar auch die romantische Monogamie weg, aber das Commitment bleibt als verbindendes Element.

7. Nichthierarchische Polyamorie

Wenn keine bindenden Lebensumstände gegeben sind, erscheint es vielen nicht fair, hierarchisch zwischen ihren Beziehungspersonen zu unterscheiden. Nichthierarchische Polyamorie ist der Versuch, mehrere Personen gleichzeitig zu lieben, ohne einer von ihnen den Vorrang zu geben. Das Commitment ist hier oft nur ideeller Natur und kann theoretisch jederzeit aufgegeben werden. Sexuelle und romantische Exklusivität sind ohnehin von der Speisekarte gestrichen.

8. Beziehungsanarchie

In Beziehungsanarchie leben Menschen, die ihren verschiedenen Beziehungen überhaupt keine Labels geben wollen. Alle Beziehungen, die sie eingehen, können sexuelle, romantische oder committende (äußerlich bindende) Elemente enthalten – oder auch nicht. Zwischen Freundschaft (plus), Spielbeziehung, Mitbewohnerschaft und romantischer Beziehung besteht kein hierarchischer Unterschied.

Dies ist nur ein grober Überblick über die wichtigsten möglichen Beziehungsformen. Ich habe versucht, sie so zu ordnen, dass eine gewisse Entwicklungsrichtung dargestellt wird, bei der immer mehr konstituierende Elemente wegfallen – was keineswegs für alle Menschen wünschenswert ist. Wichtig ist: Ihr allein entscheidet, mit welcher Beziehungsform ihr euch wohlfühlt!

Und jetzt seid ihr dran!

Versucht, die folgenden Fragen für euch – jede/r für sich – anhand einer Skala zu beantworten: von 0 (trifft überhaupt nicht zu) bis 10 (trifft zu 110% zu).

Grundzustand

  1. Ich habe oft Angst, P (= meine Partnerin oder mein Partner) könnte mich verlassen.
  2. Ich brauche das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben.
  3. Meine Bedürfnisse nach körperlicher Nähe kommen aktuell zu kurz.
  4. Ich würde gern mehr schöne Zeit mit P verbringen, da fehlt mir etwas.

Erfahrungen

  1. Ich bin schon mal fremdgegangen oder war kurz davor.
  2. Ich bin schon mal betrogen worden oder habe erlebt, dass meine Mutter/mein Vater vom anderen Elternteil betrogen wurde.
  3. Ich weiß, dass P mich sofort verlassen würde, sollte ich jemals fremdgehen.

Beziehung

  1. P ist die Liebe meines Lebens.
  2. Ich fühle mich in der Beziehung mit P manchmal eingeengt und in meiner Autonomie beschränkt.
  3. Ich kann mit P über wirklich alles reden – auch, wenn es für mich oder für P unangenehm ist.
  4. P und ich streiten oft über scheinbare Kleinigkeiten.
  5. Wenn wir streiten, liegt es meistens daran, dass P etwas falsch gemacht hat oder eine falsche Meinung vertritt.
  6. Unser Alltag funktioniert gut, wir sind ein super Team.
  7. Ich weiß, dass ich mich in allem, was unser gemeinsames Leben betrifft, ganz auf P verlassen kann.

Einstellungen

  1. Liebe und Sex gehören zusammen.
  2. Sex sollte man nur mit einem Menschen haben, den man wirklich liebt.
  3. Wenn man jemanden liebt, muss man sich auch zueinander bekennen.
  4. Sex außerhalb einer festen Beziehung gehört sich einfach nicht.
  5. Wenn man Sex mit jemand anderem als P hat oder haben will, kann das nur bedeuten, dass die Beziehung am Ende ist und man P nicht mehr liebt.
  6. In einer Beziehung sollte man sich alles sagen – 100% Transparenz.
  7. Sollte mich P jemals betrügen, würde ich ihn/sie sofort verlassen.
  8. Sex gehört für mich zu einer funktionierenden Beziehung unbedingt dazu.

Reflexion

  1. Ich bemühe mich immer, zu verstehen, was in mir vorgeht und warum.
  2. Ich neige zu Eifersucht.
  3. Ich will, dass P mit niemand Sex oder sexuelle Aktivitäten hat als mit mir – im Idealfall bis an unser Lebensende.
  4. Ich bin bereit, mit niemandem mehr Sex oder sexuelle Aktivitäten zu haben als mit P – im Idealfall bis an unser Lebensende.
  5. Mir sind die sexuellen Bedürfnisse von P wichtig und ich fühle mich dafür mitverantwortlich.
  6. Sollte ich oder P irgendwann keine Sexualität mehr leben wollen oder können, dürfte der/die andere das Bedürfnis danach mit einer anderen Person befriedigen.
  7. Wenn P nicht mit mir schlafen will, habe ich das Gefühl, P liebt mich nicht mehr.
  8. Ich bin mir manchmal nicht ganz sicher, ob ich P wirklich noch liebe.
  9. Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob ich wirklich bis an mein Lebensende mit P zusammenbleiben will.
  10. Ich habe sexuelle Wünsche oder Bedürfnisse, die in der Beziehung mit P einfach keinen Platz haben.

Nein, es gibt keine Auswertung – aber eine gute Grundlage für weitere Gespräche!

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